A Film by Fanatics

Es ist schon erstaunlich, blickt man auf seine bisherige Karriere als Künstler zurück, wie man sich über die Jahre entwickelt hat und wie man gewachsen ist. Manche Meilensteine bleiben so besonders im Gedächtnis; sie erinnern uns an diese Entwicklung und spornen uns an, uns jetzt nicht dort auszuruhen, wo wir gerade stehen, sondern immer weiterzumachen.

Nun ist es endlich soweit: In eigener Sache möchte ich hier für mein bisher größtes (abgeschlossenes) Projekt werben und ein wenig davon berichten, wie der Kurzdokumentarfilm 121KM: Pain is for the Moment, Glory is Forever zustande gekommen ist.

Entstanden ist die Idee, einen Dokumentarfilm über das Südtirol Ultra Skyrace zu drehen, schon 2016 oder 2017, konkret wurde die Sache aber erst Anfang 2018, als Benjamin, mein kreativer Partner und Kameramann für dieses Produktion, und ich uns überlegten, welche Projekte für 2018 auf dem Plan stünden.
Die Hauptfrage war, wen wir über das Rennen verfolgen würden. Jens, ohne dass wir jemals ein Wort mit ihm gewechselt hatten, war der erste, den wir gefragt haben. Ein paar Nachrichten über Facebook später und Jens war mit im Boot.

Klar war von Anfang an, dass wir hier nicht einfach nur drauf los drehen können, wie bei anderen Projekten. Vielmehr ist es wichtig, sich Gedanken über Struktur und Storytelling zu machen. Dem entgegen stand ein Rat von Martin Rattini und Daniel Mahlknecht, zwei erfahrenen Dokumentarfilm-Produzenten:

Die Geschichte eines Dokumentarfilms entsteht im Schnitt!

Abgesehen von einem groben strukturellen Gerüst, haben wir versucht nach diesen Worten zu leben.

Logistische Herausforderung

Gedreht haben wir dann ab Juni 2018 an insgesamt fünf Tagen, zwei davon sind die beiden Renntage, und einem zusätzlichen sechsten Tag für Location Scouting. Für den Dreh hat das ganze, teils fünfköpfige Team etwa 380 Kilometer in insgesamt circa 50 Drehstunden zurückgelegt.
Vorgedreht wurde die Strecke zwischen dem Gerölljoch und dem Kratzberger See, aufgeteilt auf zwei Drehtage. Während des Rennens war ein Filmteam am Start, in Oberbozen, auf dem Penser Joch, auf den Stoanernen Mandln und im Zielraum vor Ort. Für die Strecken dazwischen hatte Jens immer eine GoPro-Kamera dabei.
Für den Dreh waren vier unterschiedliche Kameras im Einsatz: zwei Nikon D750 als Hauptkameras, die ihr Bild auf einen Atomos NinjaBlade Recorder übertragen haben, für mehr Datentiefe um in der Postproduktion mehr Spielraum zu haben, einer GoPro Hero 5 und einer DJI Mavic Pro für atemberaubende Luftaufnahmen. Für alle Einstellungen am Berg haben wir unsere Hauptkamera auf einem DJI Ronin montiert um möglichst geschmeidige und dynamische Kamerafahrten zu erzielen.

Die größer Schwierigkeit beim Dreh war von logistischer Natur. Beim Location Scouting, etwa zwei Wochen vor dem ersten Drehtag haben wir etwa 30 Kilometer und 2000 Höhenmeter ohne Jens zurückgelegt, um uns das Gebiet anzusehen, an dem wir zwei Tage lang vordrehen würden. Die Tour führte uns knapp auf zwei Gipfel (jeweils bis auf nur 100 Meter unterhalb des Gipfels) - für zwei relativ untrainierte Wanderer, wie Benni und mich wurde die Tour spätestens auf dem Weg auf den zweiten Höhepunkt des Tages zur Tortur.
Diese ganze Tour haben wir für den Dreh auf zwei Tage aufgeteilt, aber pro Person mit 12 Kilo-schweren Rucksäcken voller Equipment auf dem Rücken. Das Rennen selbst verlief ohne große körperliche Anstrengung, dafür aber unter enormen Zeitruck, vor allem gegen Ende des Rennens hin.

Zeitfresser Color Grading

Die Postproduktion, die neben rohem Schnitt auch ein aufwändiges Color Grading und einige VFX Einstellungen enthält, nahm in etwa 100 Arbeitsstunden aufgeteilt auf mehrere Wochen in Anspruch. Der Schnitt selbst, also die Anordnung der einzelnen Shots und Einstellungen macht hier nur einen kleinen Bruchteil des Arbeitsaufwandes aus. Der größte Zeitfresser war die Farbbearbeitung, das Color Grading: Teilweise musste Bild für Bild (bei 24 Bildern pro Sekunde) einzeln bearbeitet und maskiert werden, um einzelne Bereiche der Einstellung unabhängig voneinander zu graden. Gegradet wurde der Film mit einer Mischung aus manueller Farbbearbeitung und LUTs aus dem LUT-Pack von Alen Palander.
Schlussendlich waren noch einige kleinere visuelle Effekte und die Grafiken im Film einzufügen, die sich alle relativ einfach mit Adobe After Effects erstellen lassen.

Der Rat, den ich mir von den beiden Experten eingeholt hatte, hat sich als unglaublich hilfreich erwiesen. Je mehr Footage wir im Kasten hatten, umso mehr wurde die geplante Struktur über den Haufen geworfen. Es ist so, wie ein Puzzle - nur dass man sich die Teile zuerst einmal zurechtschneiden muss.
Doch Nacht um Nacht, die ich mit dem Schnitt verbracht hatte, wurde der Film immer uniformer und homogener. Das Ergebnis lässt sich sehen.

Nun, nach einigen Live-Vorführungen im Salewa Cube in Bozen und im Bürgerhaus in Sarnthein ist 121KM seit dem 18. Januar 2019 für alle online zugänglich.
Das Feedback war unglaublich positiv und die Kritik sehr konstruktiv. Wir sind so außerordentlich stolz und dankbar auf und für diese Produktion und allem, das mit ihr kam. Das nächste Großprojekt ist schon in Planung.

von
Michael Brugger

 
 

mit
Lord Jens Kramer

Produktion, Regie und Schnitt
Michael Brugger

Director of Photography
Benjamin Bauer

Produktionsassistenten und Fahrer
Gottfried Brugger
Richard Bauer
Sigrid Bauer