Wir erzählen Geschichten

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Es geht nicht immer um komplizierte Effekte, hübsche Bilder oder sauberen Ton, wenn wir einen Film machen. Selbstverständlich haben all diese Elemente ihre Wichtigkeit, doch letztendlich - das kann man schon aus dem Titel herauslesen - geht es um die Geschichte.

Jeder (gute) Film, egal ob Internetvideo, Dokumentarfilm oder Kinoblockbuster, erzählt eine Geschichte, die in sich stimmig, kohärent und homogen ist. Viele komplizierte Wörter, das soll aber ganz einfach nur heißen, dass eine Geschichte einem roten Faden folgt - und den kennen wir alle schon, egal, ob Filmemacher oder nicht.

In der Grundschule haben wir Erlebniserzählungen geschrieben. Die sollten bestehen aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Mittelschule waren es die Erörterungen, bestehend aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. Und in der Oberschule waren es die Essays, die - welch Überraschung - auch wieder aus Einleitung, Hauptteil und Schluss bestanden haben. Dieses Muster ist fest verankert in jeder Sprache, in jeder Textsorte, in jedem Medium. Im Film nennen wir es nur ein wenig anders: Erster AktZweiter Akt und Dritter Akt.

Ein Begriff kommt zum ganzen noch dazu, nämlich der Plotpunkt. Ganz einfach erklärt, ist der Plotpunkt nichts weiter als eine bestimmte Stelle in der Geschichte, die einen Meilenstein für die Handlung darstellt. Gehen wir das Ganze einmal durch.

Im Ersten Akt wird bei erzählenden Filmen (d.h. mit Drehbuch, Schauspielern, usw.) der Status Quo, der Ausgangszustand hergestellt. Bei dokumentierenden Filmen wird in das Thema eingeführt. Gegen Ende des Ersten Akts haben wir auch schon den Ersten Plotpunkt. Dieses Ereignis, das den ersten Plotpunkt darstellt, hat die Aufgabe, die eigentliche Handlung in Gang zu setzten. 

Im Zweiten Akt, dem längsten Teil der Geschichte, geht die Handlung voran. Das kann alles sein, was man sich nur ausdenken kann. Alles! In der Mitte haben wir den Midpoint (engl. für Mittelpunkt). Hier wird dem Zuschauer und dem Protagonisten klar, er ist mitten in der Handlung. Wenn die Handlung bisher bergauf gegangen ist, kippt hier alles und es geht bergab. Wenn es bisher schon bergab gegangen ist, läuft es genau umgekehrt.
Gegen Ende des Zweiten Akts haben wir den Zweiten Plotpunkt (auch wenn es eigentlich der dritte ist). Das ist der Punkt, an dem alles verloren scheint, oder an dem die Herausforderung am größten ist. Bei einfacher strukturierten Filmen kann man diesen Punkt auch mit dem Klimax, dem Höhepunkt zusammenfallen lassen.

Der Beginn des Dritten Akts ist der Anfang vom Ende. Jetzt wird der Konflikt gelöst, wir kehren nach Hause (oder zum Ausgangspunkt) zurück oder die Herausforderung wird bewältigt. Im Klimax, dem Höhepunkt des Films gipfelt die ganze Handlung, das ist der Moment, auf den alle gewartet und hingearbeitet haben. Meistens finden wir den Klimax in der Mitte des dritten Akts. Der letzte Teil, nach dem Klimax, zeigt wie der Protagonist die Geschehnisse verarbeitet oder den neuen Status Quo.

 Diese Struktur lässt sich auf jede Art Film anwenden und modifizieren, sogar bei ganz kurzen, simplen Videos. Manche Filme haben vier Akte, mache nur einen. Mit dieser dreiteiligen Struktur macht man aber ganz bestimmt nichts falsch.

Bevor man sich also um Kamera, Musik und Effekte kümmert, sollte man also über die Geschichte nachdenken, die man erzählen will. Bei einfachen Filmen reicht es aus, sich kurz davor die Frage zu stellen Was ist meine Einleitung, was der Hauptteil, was der Schluss?, alles andere ist zweitrangig.

STORY IS KING